Mittwoch, 27. Mai 2015

Immer wieder nett...

... neulich holte ich John von der Scout-Gruppe ab, es war abends, dunkel und kalt (es ist ja Herbst hier). Wir waren noch etwas zu frueh dran, die Tuer der Scout-Halle war noch zu und die Eltern warteten draussen und unterhielten sich.

Da kam ein Vater an mit Business-Hose und Hemd, und er war BARFUSS. Ich fand das erstaunlich, erst mal, weil das so komisch aussah, aber ausserdem war es stockfinstere Nacht und auch noch ziemlich kalt. Ich stierte also etwas ueberrascht und erschrocken auf seine nackten Fuesse und wunderte mich, was mit ihm passiert sei (hab aber nix gesagt - hab ich hier schon gelernt, so ne englische Zurueckhaltung wenn es um Persoenliches geht).

Aber warum ich das erzaehle: NIEMAND (ausser mir) schien das zu bemerken, oder es war keine Bemerkung wert?! Da muss ich dann mal wieder vergleichen: Wenn das in Deutschland passiert waere, haette man doch ein bissl gewitzelt darueber, ihn aufgezogen, oder zumindest sich gegenseitig vielsagende Blicke zugeworfen. Nee, hier nicht. Man darf alles. Wenn jemand Lust hat nach seinem Buerotag nachts in aller Kaelte barfuss rumzulaufen - dann soll er! Soviel Freiheit muss sein.

Genau das ist es, was mich hier immer wieder angenehm ueberrascht!

Nachtrag:
Nach einem Spaziergang mit Frank, hier sein Kommentar dazu (Frank ist Australier, er muss es ja wissen). Sinngemaess gebe ich wider:
Sicher hat jeder bemerkt, dass er im Businessdress und barfuss war. Aber man will ihn nicht blossstellen, indem man hinguckt. Macht jemand eine Bemerkung zu dem Barfuss, dann stellt derjenige sich selber bloss und macht sich angreifbar. Kein Erwachsener hat das Recht einen anderen Erwachsenen zurechtzuweisen oder sich ueber ihn lustig zu machen. Das waere peinlich fuer den Angreifer. Man will, dass sein Gegenueber sich so wohl wie moeglich fuehlt. -

Mmh. Interessante Erklaerung. Deswegen spricht man wohl so gern uebers Wetter - das ist und bleibt neutral. Irgendwie aber langweilig, oder? So ein bissl am anderen rumpieksen ist doch auch lustig, und dann lernt man sich doch viel eher kennen. Diese Zurueckhaltung ist also schon auch zweischneidig - eine enge Gratwanderung zwischen 'dem anderen Freiheit lassen' und 'sich nah genug kommen um sich kennenzulernen'. Wie in meinen Blogeintraegen ersichtlich ist das immer wieder Thema in meinen Gedanken: die mir fehlende gefuehlte Naehe zu den Aussies.

Jetzt endet der Blogeintrag eher negativ, was ich nicht beabsichtigt habe. Dass hier nicht gemobbt wird, ist auf jeden Fall sehr positiv! Das als Schlusswort zu diesem Thema!




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